“Lieben lernen” – Warum wir Beziehungskrisen haben und wie wir durch sie glücklicher werden können

Krisen gehören schon immer zu unserem menschlichen Alltag. Im Grossen wie im Kleinen. Laut Duden bedeutet Krise “Entscheidung, Höhepunkt, Wendung (zum Guten oder Schlimmen), kriseln heisst “drohend bevorstehen, sich bemerkbar machen”. Geraten wir in Krisen sind wir gerufen, etwas anzuschauen, neu zu bewerten, zu verändern. Das gilt für alle Lebensbereiche, ob Politik, Gesundheit, Finanzen, Freundschaften. In Krisen sind wir also weder schlechter oder weniger wert als andere. Im Gegenteil. Wenn wir verantwortlich mit Krisen umgehen, ist das eine Stärke. Wir können durch Krisen lernen und uns entwickeln. Auch in der Liebe.

“Eine Liebe für`s Leben!”  ”Gemeinsam durch dick und dünn!” “Für immer Dein!” Begannen nicht oft genau so unsere Liebesträume in jungen Jahren? Und viele unserer Lieben? Aber wie geht das? Wer zeigt uns den Weg? Sind uns die Ehen unserer Eltern und Grosseltern dafür Vorbild? Es scheint eine Herkulesaufgabe, diese Ideale in unseren Beziehungen zu leben. Und oft genug scheitern wir. Ich glaube vor allem deshalb, weil wir versäumt haben, auf die Liebe zu achten, sie zu schützen, für sie zu sorgen. Also auf Dich zu achten Geliebter/Geliebte, Dich zu schätzen und für Dich zu sorgen.

Und das in all dem Tohuwabohu des Lebens! Herausforderungen aller Art prasseln auf uns ein. Aufgaben, Verpflichtungen, Widrigkeiten wollen bewältigt sein.
Zwei weitere Aspekte kommen dazu. Zum einen lässt die Glut des Anfangs im Laufe der Jahre nach. Soll heissen, eine Beziehung nach Jahren fühlt sich anders an als zu Beginn. Gewohnheit und Selbstverständnis sind eingezogen. Wir haben einander verletzt und enttäuscht. Es ist ein bisschen lauer geworden. Zum anderen haben auch wir uns verändert. Wir sind nicht mehr die von damals. Neue Befindlichkeiten sind dazu gekommen, unsere Bedürfnisse sind andere. In einer guten Beziehung sollten wir nicht nur den Anderen achten, ihn schätzen und für ihn sorgen. Wir müssen bei uns beginnen! Nur wenn wir uns selber achten, schätzen und fürsorglich mit uns sind, können wir dies auch unserem Partner, unserer Partnerin geben. Selbstverwirklichung ist für viele Menschen ein wichtiges Bedürfnis, was in unsere Beziehungsgestaltung eingebunden sein muss. Sonst wird es schwierig. Manchmal erst nach Jahren.

Warum leben wir eigentlich zusammen? Nun, dafür gibt es sicher viele Antworten. Nehmen Sie sich doch einen Moment Zeit, um sich diese Frage zu beantworten.

Zusammenleben ist ein Lebenskonzept. Wenn wir es bewusst leben, fordert es von uns Fähigkeiten, wie andere Lebenskonzepte, ob alleine leben oder in Gemeinschaft, auch. Beziehungen bewusst leben und gestalten, ist eins der Geheimnisse einer gelingenden Beziehung!
Das Gegenteil ist, “unsere Beziehung einfach laufen zu lassen”. Diese Einschätzung höre ich in meiner Praxis sehr oft von Paaren, die sich zu einer Paarberatung entschliessen.
Ein Grund warum wir in Beziehungen leben ist, weil wir teilen und schenken möchten. Zeit, Kraft, Freude, Geld, Sexualität. Ein anderer kann sein – Beziehungen bieten uns die Möglichkeit, uns selbst zu erforschen und zu verändern. Unser Partner, unsere Partnerin hat einen anderen Blick auf uns. Es ist eine Aussensicht, ein Feedback, ein Spiegel in den wir schauen. Nicht immer einfach auszuhalten und auch nicht immer freundlich formuliert! Entscheidend ist, wie wir damit umgehen.

Wir sollten unsere Ehekrisen ernst nehmen. Sie sind notwendig und natürlich auf unserem Weg zueinander,  miteinander. Sie ermöglichen, unserer Beziehung Tiefe zu verleihen. Eine Qualität, die Jahre braucht, die Arbeit macht. Der Lohn für Ihre Liebesbemühungen – eine tiefe Liebe mit Respekt, Wertschätzung und Nähe. Zwei Menschen, die sich erkennen, das Beste aus sich heraus entwickeln und sich dabei unterstützen, sich reich beschenken. Eine Liebe die Freude macht, die stark ist und ausstrahlt.

Eine Krise zu bemerken, ist das eine. Das andere ist, zu erkennen, dass ein Weg in diese Krise geführt hat. Es hat sich etwas angehäuft, zusammengebraut. Viele kleine und gross gewordene Stiche im Herzen, runtergeschluckter Ärger, unausgesprochene Worte, über eine lange Zeit. Wir sind mit unserer Liebe geduldig und belastbar. Aber irgendwann ist es soweit, “Ich will so nicht mehr mit Dir zusammen sein!” Schauen wir hier ehrlich noch ein bisschen tiefer, stellen wir fest, dass wir lautlos, schon eine Weile innerlich von unserem Partner, unserer Partnerin weggegangen sind. Wir haben uns entfernt. Sind still geworden. Unsere Gefühle abgekühlt.

Und nun?
Nun sind wir gefordert! Eine Entscheidung steht an. Eine neue Richtung, eine Wendung muss her. Oder wir versinken im unglücklich sein. Trennen uns.

Was können wir tun?
1. Verantwortlich mit Krisen umzugehen, heisst, die Verantwortung zuallererst bei sich zu suchen. Das erscheint erheblich mühsamer, als sie beim Anderen zu sehen. Fördert aber die Lösung.

2. Von zentraler Bedeutung ist, ob Sie bereit sind, wieder auf ihren Partner, ihre Partnerin zuzugehen. Ich nenne diese Phase in meiner Paararbeit, “Beziehungsbereitschaft wiederherstellen”.  Bedenken wir den Weg, den wir gegangen sind, um zu diesem Punkt zu kommen, wird deutlich, wie schwer das ist. Verletzungen sind passiert, Enttäuschungen erlebt. Oft müssen wir über uns hinauswachsen, um uns hier zu bewegen.

Hilfreich ist:
die eigenen Gefühle anerkennen
die Substanz unserer Beziehung zusammentragen
an gute Zeiten zurück denken
neben allen Ärgernissen, die Schönheit, den Wert unseres Partners, unserer Partnerin sehen wollen
den Partner, die Partnerin neu hören, “was sagt er/sie eigentlich”
eigene Schwächen einräumen
versöhnungsbereit werden
sich an gemeinsame Träume erinnern

All das fordert uns heraus und auf, uns zu verändern. Unsere Sichtweisen, unseren Umgang, unsere Bereitschaft. Wir lernen.
Erst wenn wir bereit sind, wieder aufeinander zuzugehen, können wir an Formen arbeiten. Neue Formen, die unsere Beziehung braucht: in Kommunikation, Aufgabenverteilung, Konfliktlösung, Wertschätzung.
Ob Sie ihre Beziehungsbereitschaft wiederherstellen, entscheiden Sie alleine. Dafür kann Ihr Partner, Ihre Partnerin nichts tun. Mit diesem Schritt legen Sie eine Richtung fest, in die Ihre Beziehung steuert.

3. Scheuen Sie sich nicht hier Hilfe zu holen. Denn dieser Schritt ist schwer. Nehmen Sie sich Zeit. Dafür biete ich Ihnen sowohl Paarstunden als auch Einzelstunden an. Und, erlauben Sie sich Zeit. Schwierige Verläufe in einer Beziehung, lösen wir nicht in kurzer Zeit wieder auf. Veränderungen dauern. Wir brauchen Geduld. Auch um solche Krisenzeiten auszuhalten, mit der Hoffnung im Herzen auf bessere Zeiten.

Wir haben Ehekrisen, um “lieben zu lernen”.
Eigentlich ist unser ganzes Leben ein langer Weg von Entwicklungen. Entwicklungen sind Lernprozesse. Als Kind lernen wir sprechen, laufen, später Rad fahren, schreiben. Jugendlich geworden, suchen wir nach Individualität, verlieben uns, entlieben uns, wir lernen mit Gefühlen umzugehen. Finden Dinge, die wir mögen, Ideale. Beschäftigen uns mit der Welt und ihren Werten. Strecken uns aus nach einem eigenen Weg. Erwachsene profilieren sich beruflich, bauen Häuser, gründen Familien. Auch das Alter fordert von uns noch einmal gravierende Veränderungen. Wenn Krankheiten und Verluste in unser Leben kommen, brauchen wir Fähigkeiten, um mit der neuen Situation umzugehen. Nichts von all dem, fällt uns einfach in den Schoss. Es braucht unseren Einsatz, wir müssen dranbleiben und willens sein, etwas zu tun. In der Liebe ist das nicht anders! Wir müssen es lernen!

Und wie lernen wir lieben?
1. Es beginnt damit, dass uns das bewusst wird.

Wir sollten nicht davon ausgehen, dass wir alles schon können, was eine gute Beziehung braucht. Und auch wir sind nicht fertig entwickelt, wenn wir in eine Beziehung gehen.

2. Wir brauchen eine Bereitschaft, uns zu verändern.
Wo? Schauen Sie sich dazu ehrlich an!
Was sind meine Stärken, womit tue ich uns gut. Was sind meine Schwächen, womit belaste ich unsere Beziehung?
Sind mein Geben und mein Nehmen gleich verteilt?
Setze ich bestimmte Dinge einfach voraus, sind sie für mich selbstverständlich geworden?
Höre ich die Wünsche, auch die Veränderungswünsche, meines Gegenübers noch, nehme ich sie ernst?
Spreche ich Probleme konstruktiv an, ohne schreien, ohne Zynismus und Beleidigungen?
Bleibe ich offen und meinem Partner, meiner Partnerin zugewandt? Bin ich ihm gegenüber noch wohlwollend?
Teile ich?
Belaste ich unsere Beziehung mit immer wiederkehrenden Reaktionen (die oft ein Hinweis auf eigene Themen sind)?
Kann ich neben dem was mich stört und ärgert an meinem Partner, meiner Partnerin auch seine Gaben sehen?
Was tue ich, damit unsere Beziehung lebendig bleibt?
Was ärgert mich an meinem Partner, meiner Partnerin, was vielleicht etwas mit mir zu tun hat? Was ich eigentlich ändern müsste!

Die Liste ist lang. Sie können hier viel entdecken, wenn Sie wollen.

3. Verändern Sie sich! Tun Sie es!
Aus Gewohnheiten zu gehen, fällt schwer. Gewohnheiten sind stark, sie haften. Ob Verhaltensgewohnheiten, Denkgewohnheiten, Fühlgewohnheiten. Wie schwer fällt es uns anfangs, gesünder zu essen, mehr Sport zu machen, lieb und vertraut gewordenes zu lassen, weil es uns nicht gut tut? Wir brauchen Disziplin! Müssen dranbleiben! Dürfen uns nicht entmutigen lassen! Fehlversuche sind dabei normal. Nur wenn den Einsichten Taten folgen, wird etwas anders. Fangen Sie bei sich damit an!

Was Sie für sich tun, tun Sie auch für Ihre Beziehung! Was Sie für Ihre Beziehung tun, tun Sie auch für sich!

Das sind Prozesse, mit denen wir glücklicher werden können. Wir entwickeln uns, werden reifer und zufriedener, gestalten ein erfülltes Liebesleben. Und das fühlt sich gut an! 

Mit all den Themen sind Sie herzlich willkommen in meiner Paarberatung. Warten Sie nicht zu lange. Je weiter wir uns voneinander entfernt haben, desto schwieriger kann die Annäherung sein. Aber immer ist alles möglich, auch, wenn es keine Garantien gibt.

Neu in meinem Angebot ist eine intensive Paarberatung:
6 Einheiten a 60 Minuten an drei zusammenhängenden Tagen. Bitte sprechen Sie mich an.

Nun wünsche ich Ihnen Alles Gute!
Ihre Heike Friedek

 

 

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