“Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”… das glaube ich auch, wenn wir uns in einen Menschen verlieben oder uns zu einem Menschen hingezogen fühlen. Manchmal können wir Gründe im Aussen dafür finden, manches bleibt uns verborgen, still und unhörbar.
Es ist etwas Besonderes – dieser Funke, diese Berührung – warum mögen wir den Einen/ die Eine mehr, warum darf Er/Sie sich uns nähern?
Und was wird daraus in unserem Alltag, dann, wenn wir uns entschieden haben, unser Leben miteinander zu teilen?
Unsere Liebe hat viele Gesichter und sie verändert sich. Die Schmetterlinge fliegen irgendwann aus. Normalität und Gewohnheit stellen sich ein. Gewohnheit muss dabei nichts Schlechtes sein, sie kann etwas Verlässliches und Vertrautes haben. Etwas anderes lastet auf unserer Liebe. Es ist die Selbstverständlichkeit!
Paare, die zusammen leben, geben einander so viel, der eine wäscht die Wäsche für beide, der andere kauft ein oder erarbeitet einen grossen Teil der Finanzen. Viele alltägliche Pflichten und kleine Taten, wie das Kaffee kochen, den Tisch decken, teilen wir miteinander. Wir verschenken unsere Zeit und unsere Kraft, hören zu, sind für den Anderen da. Leider werden diese Gaben im Laufe unseres Zusammenseins oft so normal, dass wir vergessen, was sie eigentlich sind – Liebesdienste, Gesten unserer Liebe, nicht selbstverständlich, sondern immer wieder verschenkt!
Und noch etwas kann auf unserer Liebe lasten: wir verändern uns!
Wenn wir zusammen kommen, kennen wir in aller Regel nur einen kleinen Teil des Anderen. Vieles wird erst im Laufe der Jahre sichtbar. Was wir mögen und was nicht, kann sich ändern. Was uns einmal lieb und teuer war, verblasst. Neues kommt hinzu. Auch diesen Wandel teilen wir miteinander und das ist oft nicht leicht.
Wenn wir nicht aufpassen, können wir uns und unsere Liebe verlieren. Liebe braucht Nahrung! Wir brauchen Aufmerksamkeit!
Oft bemerken Paare erst, wenn sie miteinander unglücklich sind, das ihnen etwas verloren gegangen ist, nicht plötzlich, sondern Stück für Stück auf ihrem Weg miteinander. Es sind die Worte, die wir nicht aussprechen, das leise Abwenden vom Partner/der Partnerin, der runtergeschluckte Ärger, die kleinen (grossen) Enttäuschungen, die oft über Jahre lautlos bleiben.
Woran können Sie bemerken, dass Sie dabei sind, sich zu verlieren? Hier ein paar Anzeichen:
- Sie sprechen weniger miteinander. Was Ihnen wirklich wichtig ist, behalten Sie immer öfter für sich oder teilen es mit Freunden.
- Langsam bauen Sie eine Mauer um sich. Sie ziehen sich immer mehr zurück. Tun mehr Dinge alleine oder mit anderen Menschen oder ärgern sich so vor sich hin.
- Sie suchen weniger bewusst die Nähe zueinander. Kochen kein Lieblingsessen mehr, laden einander nicht mehr zu einem besonderen Abend ein, fragen nicht mehr nach, tauschen keine Zärtlichkeiten mehr miteinander. Ihr Partner/Partnerin wird Ihnen egal.
Oft kommen Paare erst in meine Praxis, wenn etwas sehr schmerzliches passiert ist – ein anderer Mann, eine andere Frau, eine schlimme Verletzung miteinander. In einer Paartherapie beginnen sie dann, sich ihr Zusammensein wieder anzuschauen. Das was bis dahin oft unsichtbar und lautlos war, bekommt jetzt Stimme und Aufmerksamkeit und damit wird auch deutlich, das jede Krise in der Liebe, eine Geschichte, einen Weg hat. Wir verlieren einander nicht plötzlich. Es sind die vielen kleinen Tode, die unsere Liebe leiser werden lassen.
Was können Sie tun? Wie können wir auf unsere Liebe aufpassen?
Nun, nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, vielleicht bei einem Kaffee oder einem Spaziergang und schauen Sie sich in Ihrer Beziehung um.
Wie stehts mit Ihrer Liebe? Wie fühlen Sie sich an der Seite Ihres Partners/ Ihrer Partnerin? Was ist aus Ihren gemeinsamen Träumen geworden?
Machen Sie ehrlich eine Bestandsaufnahme und -
treffen Sie eine bewusste Entscheidung! Sie können Ihre Beziehung so weiter laufen lassen. Damit riskieren und erlauben Sie, dass sich sich möglicherweise weiter voneinander entfernen oder -
Sie beschliessen, sich wieder mehr um Ihre Liebe zu kümmern, ihr mehr Fürsorge und Aufmerksamkeit zu geben. Das können Sie zunächst alleine tun, später dann gemeinsam mit Ihrem Partner/ Partnerin.
Hilfreich ist:
- Erinnern Sie sich an schöne gemeinsame Zeiten, Momente voller Glück, Zuversicht und Hoffnung – vielleicht Ihr Hochzeitstag, oder ein Urlaub, oder eine ganz persönliche Sternenstunde zu zweit.
- Seien Sie dankbar, dass sie noch miteinander sind. Ein langer Weg liegt schon hinter Ihnen. Vieles haben Sie miteinander geschafft: ein Heim, Kinder erzogen, berufliche und persönliche Herausforderungen gemeistert und schwierige Zeiten.
- Anerkennen und wertschätzen Sie wieder mehr, was Ihr Partner/Partnerin für Sie und Ihr Zusammenleben tut. Sagen Sie Danke, auch für Kleinigkeiten! Anerkennen Sie auch, was Sie für Ihre Beziehung tun und machen Sie diese, vielleicht alltäglichen Dinge, ganz bewusst.
- Sprechen Sie wieder mehr miteinander! Erzählen Sie von Ihrem Tag, Ihren Gedanken, was Sie beschäftigt. Fragen Sie Ihren Partner nach seinen Erlebnissen. So können Sie sich wieder näher kommen.
- Planen Sie gemeinsame Zeiten. Machen Sie Ihre Beziehung wieder wichtig und werden Sie wieder neugierig aufeinander. Tun Sie den ersten Schritt!
- Erlauben Sie sich, unterschiedlich zu sein. Es ist normal, dass zwei Menschen verschiedene Bedürfnisse, Befindlichkeiten und Verständniswelten haben. Hören Sie einander zu. Finden Sie ihre Gangart, persönliche Bedürfnisse und gemeinsame Bedürfnisse zu verbinden. Sprechen Sie über Ihre Anliegen!
- Erneuern Sie Ihre Liebe, indem Sie über alte Enttäuschungen und Verletzungen sprechen und sich diese irgendwann auch nachsehen. Manchmal ist das sehr schwierig. Dann holen Sie sich Hilfe!
“Jede Liebe ist es wert, ausgelotet zu werden”, sage ich gerne zu den Paaren, die in meine Paartherapie kommen. Ob nun mit professioneller Hilfe oder zu Hause im persönlichen Umfeld – hüten und achten Sie Ihre Liebe – sie ist etwas ganz Besonderes! Und manchmal kommen dann auch die Schmetterlinge zurück…
Ich wünsche Ihnen Alles Gute!
Ihre Heike Friedek
PS: Was machen Sie, um Ihre Liebe frisch zu halten? Haben Sie eine liebgewonnene Gewohnheit, die Ihnen und Ihrem Partner Freude bereitet? Schreiben Sie doch ein paar Sätze darüber in einem Kommentar. Ich würde mich freuen!
Was hier geschrieben steht, kann ich nur unterstreichen und bejahen. Ich bin auch sehr glücklich und zufrieden darüber, dass ich mich und uns darin wiederfinde, es bei uns nach 22 Jahren immer noch gut läuft.
Das freut mich sehr und das ist auch ein Stück Arbeit, aber der Liebe Willen.
Seit 5 Jahren haben wir nun eine Tochter, die nochmal neuen Schwung und Veränderung in unser gemeinsames Leben gebracht hat, eine wunderbare Bereicherung.
Ich möchte alle Paare ermutigen, etwas für Ihre Beziehung und Liebe zu tun, es lohnt sich.